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Sektoraler Heilpraktiker für Physiotherapie

Sie sind Physiotherapeut und möchten Ihre beruflichen Leistungen erweitern und sektoraler Heilpraktiker für Physiotherapie werden? Sie möchten, dass Patienten direkt zu Ihnen kommen ohne eine ärztliche Verordnung? Dann lesen Sie hier alles über die Ausbildung zum sektoralen Heilpraktiker für Physiotherapie.

Als das Bundesverwaltungsgericht 2009 entschied, dass Physiotherapeuten beschränkt auf das Gebiet der Physiotherapie eine Heilpraktikererlaubnis erlangen können, war das ein großer Meilenstein. Mittlerweile gibt es in Deutschland mehrere Tausend sektorale Heilpraktiker für Physiotherapie. Aber welche Vorteile bringt das den Physiotherapeuten?

Die Ausbildung zum sektoralen Heilpraktiker ermöglicht es Physiotherapeuten, unabhängig von einer ärztlichen Verordnung Patienten physiotherapeutisch zu behandeln und sie privat abzurechnen. Erhält ein Physiotherapeut die Erlaubnis zur Ausübung der sektoralen Heilpraktik, können sich Patienten auf direktem Weg an ihn wenden, ohne vorher einen Arzt besucht zu haben.

Wichtiger Hinweis: Jeder Physiotherapeut kann – sofern er die Voraussetzungen erfüllt, sektoraler Heilpraktiker für Physiotherapie werden. Allerdings variieren die Erlaubnisverfahren von Bundesland zu Bundesland, auch wenn man um ein einheitliches Verfahren bemüht ist. So sind am 22. März 2018 die neuen Leitlinien zur Überprüfung von Heilpraktikeranwärterinnen und Heikpraktikeranwärtern in Kraft getreten. Wie schnell die Leitlinien in den einzelnen Bundesländern umgesetzt werden, ist noch unklar.

Nordrhein-Westfalen hat hier eine Vorbildfunktion, einige weitere Bundesländer orientieren sich bereits daran. Denn in Nordrhein-Westfalen ist ganz eindeutig das Gesundheitsamt Düsseldorf für die Erlaubniserteilung verantwortlich. Außerdem gibt es hier klare und transparente Kriterien, was die Anerkennung nach Aktenlage betrifft und somit eine Weiterbildung zum sektoralen Heilpraktiker mit anschließender Erfolgskontrolle unnötig macht.

Der Einfachheit halber orientieren wir uns in diesem Artikel an den Richtlinien des Gesundheitsamtes Düsseldorf, weisen aber noch einmal darauf hin, dass sich die Bundesländer auf die neuen Leitlinien einstellen. Bei konkreten Fragen wenden Sie sich am besten direkt an das für Sie zuständige Gesundheitsamt.

Was ist der sektorale Heilpraktiker?

Der sektorale Heilpraktiker ist eine Zusatzqualifikation für bestimmte Berufsgruppen, die ihr Aufgabengebiet erweitern und mehr Verantwortung übernehmen wollen. Sektoral bedeutet, dass sich der Bereich, in dem sie sich weiterbilden, wirklich eindeutig zu anderen Gebieten abgrenzen lässt und ausschließlich und ausdrücklich nur in diesem Bereich gearbeitet und therapiert werden darf. Es liegt also eine beschränkte Heilerlaubnis vor. Daraus ergeben sich folgende sektorale Heilpraktiker Ausbildungen:

Im Gegensatz dazu gibt es den ganzheitlichen Heilpraktiker mit uneingeschränkter Erlaubnis nach dem Heilpraktikergesetz, der all die eben genannten Gebiete behandeln darf.

Was bedeutet das?

Wer die Ausbildung zum sektoralen Heilpraktiker macht und die Zulassung erhält, darf zukünftig eigenständig Patienten behandeln, ohne dass eine Überweisung oder eine Verordnung eines Arztes nötig ist. Für Patienten bedeutet das, dass sie weniger lange Wartezeiten haben, die Station beim Arzt überspringen können und trotzdem eine Befunderhebung, Diagnose und Behandlung erhalten und sie keine vom Arzt vorgeschriebene Therapieform und Anzahl der zu leistenden Behandlungen erhalten. Allerdings zahlen sie die Leistungen selber. Nur wenige Krankenkassen erstatten die Kosten.

Die Suche leicht gemacht: Hier listen wir Ihnen zahlreiche Anbieter, die die Ausbildung zum Heilpraktiker für Physiotherapie anbieten. In den meisten Fällen können Sie gleich Infomaterial bestellen, was den Vergleich einzelner Schulen und Ausbildungen vereinfacht.

Sektoraler Heilpraktiker für Physiotherapie

Voraussetzungen

Folgende Voraussetzungen müssen Sie erfüllen, wenn Sie den Antrag auf Erlaubniserteilung stellen.

  • Mindestalter von 25 Jahren
  • Vorlage eines polizeilichen Führungszeugnisses ohne Einträge, das bei Antragsstellung nicht älter als drei Monate sein darf
  • Vorlage eines ärztlichen Attests darüber, dass sie physisch und psychisch in der Lage sind, die Tätigkeit des Heilpraktikers für Physiotherapie auszuüben
  • Erlaubnis zur Führung der Berufsbezeichnung Physiotherapeutin / Physiotherapeut nach dem Masseur- und Physiotherapeutengesetz (MPhG) (= abgeschlossene, staatlich anerkannte Ausbildung zum Physiotherapeuten)
  • Je nach Bundesland wird mitunter eine nachgewiesene mehrjährige Berufstätigkeit als Physiotherapeut voraussetzt
  • Zusatzqualifikation / Weiterbildungskurs zum sektoralen Heilpraktiker im Umfang von 60 Unterrichtseinheiten

Ausbildungsinhalte

Zwar gibt es keine gesetzlich geregelten Aus- und Weiterbildungen zum sektoralen Heilpraktiker für Physiotherapie, doch je nach Bundesland gibt es klare Vorgaben was die Erlaubniserteilung betrifft. In der Regel orientieren sich die Heilpraktikerschulen an diesen Vorgaben und sind darüber hinaus bemüht, ihre Schüler bestmöglich auf die praktische Arbeit vorzubereiten.

Als Physiotherapeut haben Sie bereits eine staatlich anerkannte Ausbildung absolviert und verfügen über viele Kenntnisse und Fähigkeiten. Nun geht es darum, Ihre Kompetenzen in der sektoralen Heilpraktiker Ausbildung um die Bereiche Berufs- und Gesetzeskunde sowie Diagnostik und Indikationsstellung zu erweitern.

Vorgegeben ist, dass die Kenntnisse und Fähigkeiten mindestens 60 Unterrichtsstunden á 45 Minuten erworben und am Ende in einer schriftlichen Erfolgskontrolle nachgewiesen werden müssen. Für den Bereich Berufs- und Gesetzeskunde sind zehn Unterrichtsstunden vorgesehen, für den Bereich Diagnostik und Indikationsstellung 50 Unterrichtsstunden.

In NRW müssen zum Beispiel folgende Schulungsinhalte nachgewiesen werden:

Bereich Berufs- und Gesetzeskunde

Hier geht es besonders darum, den Physiotherapeuten „rechtliche Grenzen sowie Grenzen und Gefahren diagnostischer und therapeutischer Methoden bei der nichtärztlichen Ausübung der Heilkunde sowie weitere Rechtsvorschriften, deren Anwendung im Interesse des Patientenschutzes bei der selbständigen Berufsausübung notwendig ist“ zu vermitteln (siehe Kriterienkatalog des Landes NRW). Dazu gehört unter anderem:

  • Gesetz zur berufsmäßigen Ausübung der Heilkunde ohne Bestallung und Durchführungsverordnungen zum Heilpraktikergesetz
  • Gesetz zur Verhütung und Bekämpfung von Infektionskrankheiten bei Menschen
  • Hygieneverordnung
  • Arzneimittelgesetz
  • Straf- und Zivilrecht insbesondere zu Schweige-, Aufklärung-, Dokumentations- und Aufbewahrungspflichten

Bereich Diagnostik und Indikationsstellung

Hier stehen die Kenntnisse und Fähigkeiten der eigenverantwortlichen Diagnose von Erkrankungen und Verletzungen sowie wie die Therapiemöglichkeiten im Fokus. Auch das Erkennen von Krankheiten, die der sektorale Heilpraktiker nicht im Rahmen seiner physiotherapeutischen Beschränkung behandeln darf, gehören dazu.

Konkret bedeutet das unter anderem:

  • Kenntnisse über Erkennung und Unterscheidung, Prävention und Rehabilitation unter anderem von Störungen des Herz-Kreislaufsystems, des Bewegungsapparates, von bösartigen Neubildungen, Erkrankungen der Sexualorgane etc.
  • Kenntnisse über Anzeichen für Komplikationen von Erkrankungen und Befunden wie Rheuma, Gicht, Arthrose, Kopf-, Schulter-, Rücken-, Hüft-, Knieschmerzen, Thrombose und Thrombophlebitis etc.
  • Erkennen von Warnhinweisen, bei deren Vorliegen eine zusätzliche Diagnostik durch eine Ärztin / einen Arzt erforderlich und einzuleiten ist

Dauer & Verlauf

Wie genau die Ausbildung zum sektoralen Heilpraktiker verläuft und wie lange sie dauert, ist überall anders geregelt. Eine Mindestanzahl an Unterrichtsstunden ist in der Regel von den Ministerien / Gesundheitsämtern vorgegeben. Im Falle Nordrhein-Westfalens und somit im Falle aller sich daran orientierenden Bundesländer sind es 60 Unterrichtseinheiten á 45 Minuten.

Wie die einzelnen Heilpraktikerschulen die Stunden zeitlich aufteilen und welchen Lehrgangsformen sie anbieten, ist ganz unterschiedlich. In der Regel handelt es sich aber um einen berufsbegleitenden Präsenzlehrgang. Dabei werden häufig vom selben Anbieter Abend- und Wochenendkurse angeboten.

Einzelbeispiele zur Veranschaulichung der Dauer:

Anbieter

Dauer

Arche Medica

10 Termine / 3 Wochenenden

Heilpraktikerschule Bierbach

2 Wochenenden

Hufeland-Schule

2 mal 3 Tage Seminar und ein Prüfungsabend

Heilpraktikerschule Stuttgart

2 Wochenenden

In natura Heilzentrum

140 Unterrichtsstunden in 5 Monaten

Heilpraktikerschule Westfalen

6 Tage

Mehner & Busshardt Heilpraktikerschule

4 bis 5 Tage

Prüfung

Trotz der neuen Leitlinien gibt es noch kein einheitliches Prüfungsverfahren. Wie und ob geprüft wird, liegt bei den einzelnen Bundesländern. Somit gibt es zwei Varianten, die auch davon abhängen, in welchem Bundesland Sie sich die Erlaubnis holen bzw. wo Sie wohnen.

Sektoraler Heilpraktiker Physiotherapie ohne Prüfung beim Amtsarzt

In den meisten Bundesländern ist eine Anmeldung zur Prüfung beim Gesundheitsamt nicht nötig. Stattdessen genügt für den Antrag auf Erlaubnis der sektoralen Heilpraktikerzulassung im Bereich Physiotherapie der Nachweis über die erfolgreiche Prüfung an Ihrer Ausbildungsstätte. Zusätzlich werden Ihre Unterlagen geprüft, aus denen Erfahrungen und Kompetenzen hervorgehen. Sind diese ausreichend und aussagekräftig, erhalten Sie die Zulassung.

Amtsärztliche Überprüfung

In einigen wenigen Bundesländern ist nach wie vor die amtsärztliche Überprüfung beim Gesundheitsamt Standard.

Kosten

Damit Sie sich einen ersten Überblick verschaffen können, haben wir einige beispielhafte Kosten einzelner Heilpraktikerschulen herausgesucht. In der Regel werden Sie auf den Seiten der Anbieter schnell fündig. Wenn Sie also wissen möchten, was die Ausbildung zum sektoralen Heilpraktiker Physiotherapie kostet, sollten Sie sich auf den entsprechenden Seiten informieren, um konkrete Infos zu erhalten.

Bitte beachten: Zu allen Gebühren kommen zusätzlich die Prüfungskosten beim Gesundheitsamt und gegebenenfalls Kosten für Lehrmaterial.

Beispiele für Kosten der Ausbildung zum Heilpraktiker für Physiotherapie:

Anbieter

Kosten

Thalamus

795 Euro

Arche Medica

790 Euro

Heilpraktikerschule Bierbach

690 Euro

Hufeland-Schule

240 Euro

Heilpraktikerschule Westfalen

600 Euro

Mehner & Busshardt Heilpraktikerschule

549 Euro

Karriere

Sind Physiotherapeuten auf die Überweisungen und Verordnungen von Ärzten angewiesen, um Beschwerden zu therapieren, dürfen Heilpraktiker für Physiotherapie eigene Untersuchungen am Patienten durchführen und dazu Diagnose sowie Behandlungsmethoden stellen.

Ein weiterer Vorteil ist, dass Heilpraktiker für Physiotherapie keine Umsatzsteuern zahlen und sich an der Gebührenordnung für Heilpraktiker orientieren dürfen.

Was sie aber nicht dürfen, ist das Ausstellen naturheilkundlicher Rezepte, invasive Eingriffe wie Akupunktur oder Infusionen, oder Osteopathie anwenden. Alles, was über den Bereich der Physiotherapie hinaus geht, ist ausschließlich Ärzten oder ganzheitlichen Heilpraktikern vorbehalten.

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